Offb 22,6-21

Thomas Hieke/Tobias Nicklas, »Die Worte der Prophetie dieses Buches«. Offenbarung 22,6-21 als Schlussstein der christlichen Bibel Alten und Neuen Testaments gelesen, Biblisch-Theologische Studien 62, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2003.

Das Ende der christlichen Bibel, Offb 22,6-21, hat als solches bisher wenig Aufmerksamkeit erhalten – dabei kommt es bei jedem guten Buch auch auf den Schluss an.

Wenn man in einem konsequent leserortientierten und textzentrierten Zugang die Lektüre dieses Textes reflektiert, macht man verblüffende Entdeckungen: Der Text gibt Rätsel auf, die er sukzessive wieder auflöst – z.B. hinsichtlich der Frage, wer gerade der Sprecher ist – und zwingt so zum mehrfachen Lesen. Vieles ist nur verständlich, wenn man zentrale Texte der vorausgehenden Bibel Alten und Neuen Testaments einspielt. Schließlich entpuppt sich der Text für einen Leser, der „seine Bibel kennt“, als Schlussstein, in dem wichtige Linien zusammenlaufen.

Die Wendung »Die Worte der Prophetie dieses Buches« kehrt hier sechs Mal wieder. Was ist »dieses Buch«? Es könnte auch die Bibel sein … Offb 22,6-21 umklammert die christliche Heilige Schrift, vom Baum des Lebens im Buch Genesis bis zum Himmlischen Jerusalem in Offb 21.

Dieser Funktion wird man nur ansichtig, wenn man die Stellung des Textes im Kanon für die Auslegung produktiv mit berücksichtigt. Die dabei angewandte Methode ist im Repertoire der Bibelwissenschaft noch ungewöhnlich, daher reflektiert die Studie ausführlich ihren bibelwissenschaftlichen Zugang. Methode und Auslegung korrelieren stets – hier wird das ausdrücklich vorgeführt.

Vor allem muss bei diesem Zugang berücksichtigt werden, welchen Text man der Auslegung zugrunde legt. Das reicht von der jeweilig unterschiedlichen Kanonausprägung (jüdisch, christlich, katholisch/protestantisch usw.) bis hin zur Sprache (hebräisch, griechisch, deutsch usw.). Aus einer Reihe von gewichtigen Gründen, die im Anhang ausführlich dargelegt werden, erweist sich eine zweigeteilte christliche Bibel, deren erster Teil die sogenannte Septuaginta ausmacht, als geeignete Textgrundlage.